Geschichte
Geschichte ist überall.
Eine eigene Geschichte zu haben und sich ihrer zu erinnern, ist Wesensmerkmal jedes Menschen wie auch jeder Gesellschaft. Das Fach Geschichte am CPG sieht seine besondere Aufgabe darin, Schüler/-innen dabei zu unterstützen, ein reflektiertes und differenziertes Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. Dabei erwerben die Schüler/-innen bei der Begegnung mit Geschichte Kompetenzen, die ihnen helfen, sich in ihrer Welt besser zu orientieren und so auch Gegenwart und Zukunft aktiv mitgestalten zu können.
Dabei sehen wir uns in besonderem Maße unserem Namensgeber verpflichtet. Christoph Probst setzte mit seinem Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur ein unübersehbares Zeichen bewundernswerter Zivilcourage. Sein Kampf für Freiheit, Demokratie und gegen Diktatur sind ein Auftrag, der von der Fachschaft Geschichte sehr ernstgenommen wird und in verschiedenen Formen Eingang sowohl in den Unterricht als auch in außerunterrichtliche Aktivitäten findet. Dabei wollen wir die Gedenkarbeit erweitern und den Schüler/-innen nicht nur die Person Christoph Probst näherbringen, sondern ihnen auch dabei helfen, den Wert unseres freiheitlich demokratischen Systems zu erkennen und sich gegen Unrecht, Intoleranz und Faschismus zu wehren.
Wir nutzen nicht nur die Gedenktage, sondern vermitteln unseren Schüler/-innen im Rahmen von Ausstellungen und Projektarbeiten, auch in Zusammenarbeit mit externen Partnern und Institutionen die Ideale und Motive Christoph Probsts und seiner Mitstreiter der „Weißen Rose“.
Hier eine Auswahl der Aktivitäten am CPG in Bildern
Stundentafel
In den Jahrgangsstufen 6 bis 9 wird Geschichte zweistündig, in der 10. Klasse einstündig und in der Oberstufe Q11 und Q12 wieder zweistündig unterrichtet.
Die Abiturprüfung kann in Geschichte als schriftlich als drittes Abiturfach für den gesellschaftswissenschaftlichen Bereich oder mündlich als Kolloquium abgelegt werden. Dabei ist auch jeweils eine Kombinationsprüfung mit Sozialkunde möglich.
Regelmäßig finden auch verschiedene W- und P-Seminare im Fach Geschichte statt.
Projekte
Schülerausstellung zum 9. November
„Am 9. November erinnern wir Deutsche an beides: an Licht und an Schatten unserer Geschichte. Dieser Tag ist ein Tag der Widersprüche, ein heller und ein dunkler Tag, ein Tag, der uns das abverlangt, was für immer zum Blick auf die deutsche Vergangenheit gehören wird: die Ambivalenz der Erinnerung.“
(Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, Berlin, 9. November 2018)
Dieses Zitat des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier aus seiner Rede anlässlich der Gedenkstunde zum 9. November im Bundestag zeigt, dass der 9. November ein wichtiger Tag in der Erinnerungskultur des deutschen Volkes ist und bleibt. Die Schüler/-innen der 9. Klassen haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an diesen ambivalenten Tag aufrechtzuerhalten.
Ihre Ausstellung, die an ausgewählte Ereignisse in der deutschen Geschichte erinnern soll, gewährt einen Einblick in den Ablauf der einzelnen Geschehnisse. Der Vergleich der dargestellten Ereignisse ließ den Betrachter die „Ambivalenz der Erinnerung“ erschließen – von der Novemberrevolution 1918/19 bis zum Mauerfall 1989.
Gedächtnisarbeit
Aktionen zum 100. Geburtstag von Christoph Probst
Rosen, WhatsApps und ein Quiz zu Christoph Probst? – In der Tat widmeten sich unsere etwa 1300 Schüler/-innen am Vormittag des 6. November 2019 anlässlich seines 100. Geburtstags in vielfältigsten Aktivitäten unserem Schulpatron Christoph Probst und zeigten dabei, wie gegenwärtig unsere Geschichte ist. Zuerst erschlossen sich alle Klassen mit ihren Lehrer/-innen und unterstützt durch das Fachseminar Geschichte eine Stunde lang Christoph Probst und das Themenfeld „Widerstand“ und seine aktuelle Relevanz. Auf dieser Basis wurde das Schulhaus anschließend zu einem munteren Lernort mit einer ausnehmend kreativen Mischung an Lernstationen: Die Jüngeren bastelten weiße und bunte Rosen, die Größeren gestalteten klassenunabhängig je nach Interesse Flugblätter, lasen und hörten in der Bibliothek Wissenswertes über den Widerstand, entwickelten Ideen für neue Möglichkeiten des Gedenkens, sangen Lieder des Widerstands, nahmen an einer szenischen Lesung teil oder vertieften sich in Spruchbilder des Kunst-Additums der Q12, die auf Basis von Texten Christoph Probsts entstanden waren. Unter vielen weiteren Stationen durften sie auch die Bedeutung von Christoph Probst sowohl als Vorbild für ihr eigenes Leben als auch als Referenz für die Schulgemeinschaft bewerten. Wesentliche Erkenntnis: Wir wollen noch mehr über Christoph Probst wissen!
Eine bunte Versammlung aller Schüler/-innen formierte sich abschließend im Kaminhof um eine von der Unterstufe gebildete „100“ und freute sich über Postkarten: Diese konnten sie mit einer Botschaft an Politiker oder ihnen wichtige Personen senden und dürfen sich auf deren Antwort freuen.
Offizieller ging es dann am Abend des 13. November zu, als das Christoph Probst Jubiläum auch in einem offiziellen Festakt begangen wurde. Neben den Grußworten unseres Schulleiters Direktor Peter Meyer und einem sehr interessanten Vortrag von Michael Kaufmann vom Weißen Rose Institut, war es doch vor allem der persönliche Blick auf unseren Namenspatron, der diesen Arbend besonders machte. Zu unserer großen Freude waren mehrere Mitglieder der Familie Probst anwesend, und unser geschätzter Kollege Christoph Probst (der Enkel unseres Namensgebers) bescherte uns in seinem Vortrag nicht nur einige intime Einblicke in seine Familiengeschichte, sondern rahmte den Abend noch mit seinem wunderbaren E.T.A. Hoffmann-Trio ein, die mit Siegfried Falls Klaviertrio A-Moll, op. 4 auch ein ganz besonderes und passendes Stück ausgesucht hatten.
Abgerundet wurde der Abend durch einen weiteren persönlichen Vortrag, nämlich den Worten von Antonia Vilsmayer und Erik Bassermann, die Stellvertretend die Beziehung der Schülerinnen und Schüler zu „ihrem Christel“ beleuchteten.
Die Aktionen zum 100. Geburtstag haben unseren Namenspatron wieder in Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken lassen und haben uns gezeigt, dass das Interesse gerade der jungen Generation an Christoph Probst und seiner Geschichte unverändert riesig ist.
Zeitzeugengespräche
„20-mal spannender als Geschichtsunterricht“ – ein Schülerzitat, das einerseits ein fragwürdiges Licht auf den genannten Unterricht werfen mag, zeigt andererseits drastisch den Wert, den Gespräche mit Zeitzeugen für Schüler/innen haben. „Da hat man plötzlich einen direkten Bezug, wie es den Betroffenen gegangen ist.“ Umso beeindruckender ist so ein Gespräch, wenn jemand wie Abba Naor vor einem in der Aula steht. Er besucht regelmäßig das CPG, um seine persönliche Geschichte des Holocaust zu erzählen. Agil und hellwach wirkt der über 90-Jährige, wenn er unseren Schüler/innen der 9. Klassen in der Aula gegenübersteht. Er wünscht sich ausdrücklich keine Bühnensituation, möchte vielmehr auf Augenhöhe mit den Schüler/-innen ins Gespräch kommen. Herr Naor will seine Erlebnisse besonders Jugendlichen weitergeben, damit sie „kritische Denker werden“ und auf keine „falschen Propheten“ hereinfallen. Zwischen seinen zwei Wohnsitzen in Berlin und Tel Aviv hin- und herpendelnd nutzt er rastlos die Zeit um täglich vor möglichst vielen Interessierten zu sprechen: Von seiner zunächst unbeschwerten Kindheit in Kaunas, Litauen, wie er dann im Alter von 13 Jahren nach der Besetzung Litauens durch die deutschen Truppen im Jahr 1941 mit seiner Familie und 20 000 anderen Juden in das Ghetto von Kaunas ziehen musste und hier schnell erwachsen wurde. Die Schüler hören stets gebannt zu, wenn er nüchtern berichtet, wie sein Bruder erschossen wurde, weil er heimlich einkaufen gegangen war und wie selbstverständlich man im Ghetto einerseits einen Alltag zu leben versuchte und man andererseits als Kind die zur Abschreckung öffentlich Gehenkten in den Straßen und die anderen zahllosen Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung als Teil dieser Normalität betrachtete. Er berichtet von dem letzten Blick, den er auf seine Mutter und seinen jüngeren Bruder an der Selektionsrampe im KZ Stutthof bei Danzig warf, genau wissend, dass er sie nie wieder sehen würde. Naor erzählt teilweise bestürzend nüchtern, aber doch mit feinem Gespür für empathische Zwischentöne. Wie er 1944 unter unsäglichen Transportbedingungen im Güterwaggon nach Utting am Ammersee gebracht wurde, in eines der zahlreichen Außenlager Dachaus. Befreit wurde er am 02. Mai 1945 von amerikanischen Truppen, nachdem man ihn mit über 3000 anderen Häftlingen auf einen Todesmarsch durch das Würmtal Richtung Bad Tölz geschickt hatte.
Abba Noar ist sich der zeitlichen Limitierung seines Tuns absolut bewusst und betont, dass er gerade deshalb bis zu seinem letzten Tag von dem Grauen berichten will. Auch, weil er es für sich selbst zur Entlastung braucht, in der nie sterbenden Hoffnung, dass das ertragene Leid doch irgendwann leichter wird. Aber das passiert nicht, wie er erzählt. Äußerlich zwar befreit, trage man das KZ immer in seiner Seele mit. Und trotzdem ist seine Triebkraft der Optimismus, dass man aus der Geschichte tatsächlich lernen kann.